Arbeit in der Schule
Jeder Tag eine neue, kleine Herausforderung.
Besonders in der Schule hat sich seit den Weihnachtsferien
einiges verändert.
Aber zuerst einmal zu den generellen Unterschieden zwischen
meiner Schule und den Schulen der beiden anderen Freiwilligen in Singida.
Der markante und offensichtliche Unterschied ist natürlich,
dass an meiner Schule Gehörlose unterrichtet werden. Der Unterricht findet also
in Gebärdensprache statt, welche ich mittlerweile so gut beherrsche, dass ich
die Kinder verstehe, wenn sie etwas fragen oder Unterrichtsmaterialien
benötigen. Allerdings verstehe ich beim Streit zwischen Kindern manchmal den
Hintergrund noch nicht, aber andere Schüler helfen mir dann.
Auch die Lehrer an meiner Schule haben eine besondere Ausbildung.
Sie mussten erst drei Jahre an einer „normalen“ Schule, wie der Ipembe primary school
der Mitfreiwilligen, unterrichten und haben danach noch studiert. Zusätzlich
gehen viele Lehrer zwischendurch auf Seminare.
Ein weiterer Unterschied ist die Anzahl der Schüler. An
meiner Schule sind insgesamt 86 Schüler. Bei Kathi (Ipembe school) sind aber schon
allein 70 Schüler in einer Klasse. Die
Klassen an meiner Schule fallen also deutlich kleiner aus. Wir stehen somit
auch vor vollkommen unterschiedlichen Herausforderungen. Während Kathi damit zu
kämpfen hat, alle Kinder ruhig zu stellen, muss ich zusehen, dass auch wirklich
alle Kinder konzentriert nach vorne schauen, um zu sehen, was ich in
Gebärdensprache erkläre.
Die Klassen hier sollten eigentlich nur aus 10 Schülern
bestehen. Da dieses Jahr jedoch kaum Schüler aus dem dritten Jahrgang die
Versetzung geschafft haben und es dieses Jahr eh zu viele Schüler sind, besteht
die dritte Klasse (welche ich in Mathe unterrichte) aus 16 Schülern.
Durch die geringere Größe der Klasse ist es mir möglich,
besser auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen. Dies ist auch notwendig, da
einige Schüler neben der Gehörlosigkeit auch eine geistige Behinderung oder
eine Lernschwäche haben. In meiner Klasse sind z.B. zwei Mädchen, mit denen ich
die Hausaufgaben immer zusammen mache, da sie eine leichte geistige Behinderung
haben.
Es gibt in der ersten Klasse aber auch Schüler mit stärkerer
Behinderung. Mit diesen habe ich ebenfalls angefangen in Einzelstunden zu üben.
Wir versuchen meist spielerisch Buchstaben und Zahlen zu schreiben oder leichte
Rechenaufgaben zu lösen.
Insgesamt haben die Schüler an meiner Schule 10 Jahre für
die Primary school Zeit. Das sind drei Jahre länger als bei „normalen“ primary
schools. Dadurch erweitern sie nebenbei im Kiswahiliunterricht ihren Wortschatz
der Gebärdensprache. Sie haben es auch deutlich schwerer, beispielsweise
Englisch zu lernen, da sie die Wörter ja nicht hören können, um sich diese besser
einzuprägen.
Generell kann man sagen, dass sowohl Kathi im
Englischunterricht ihrer fünften Klasse als auch ich im Matheunterricht meiner
dritten Klasse, vor dem Problem stehen, dass den Schülern grundlegende
Kenntnisse bzw. teilweise auch einfach das Verständnis für die Zusammenhänge
fehlen. Außerdem haben wir das Problem, dass die Schüler das Gelernte am
nächsten Tag wieder vergessen haben.
Als ich über dieses Problem mit meinen Lehrern gesprochen
habe, meinten diese, dass viele Schüler an
meiner Schule denken würden, dass wegen ihrer Gehörlosigkeit in beruflicher
Hinsicht eh nichts aus ihnen werden würde und ihnen so auch einfach die
Motivation fehlt, alles zu behalten. Viele Schüler sind auch schon ziemlich
alt. In den höheren Klassen gibt es einige Schüler, die schon um die zwanzig
sind. Dies hängt damit zusammen, dass sie oft erst spät in die Schule geschickt
wurden. In dem Alter geht man normalerweise schon auf den Schulabschluss zu.
Es gibt insgesamt also einige Unterschiede zwischen den
Schulen.
Jetzt noch ein paar generelle Infos zu meiner Schule und
meinen jetzigen Aufgaben:
- An meine Schule ist ein Internat angegliedert, da es nicht viele Gehörlosenschulen gibt, und somit die Schüler teilweise von weit her kommen. Wir haben hier deshalb auch eine große Frühstückspause und nach dem Unterricht um halb drei gibt es Mittagessen.
Hier ein Bild von unserem
Speiseraum, in welchem es jeden Tag zum Frühstück Uji gibt. Dies ist ein
flüssiger Maisbrei. Er besteht aus Wasser, Zucker und Maismehl.
- Weiterhin haben wir eine Schneiderei und Schreinerei, in denen es zwischendurch Workshops gibt. Ich habe mit einer Lehrerin schon besprochen, dass wir nach den Osterferien öfter am Wochenende mit einigen Schülern nähen.
- Neben dem Matheunterricht und den Einzelstunden spiele ich oft mit den Schülern und mache nachmittags Sportunterricht.
Jetzt noch einige
Fotos aus meiner Schule.
Bis bald
Eure Kristin
Anm.: Mit Schülern
sind natürlich auch Schülerinnen gemeint (SchülerInnen)
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